Jeden Tag
Die Qualität von Routinen habe ich, glaube ich, erst als Mutter gelernt. Regelmäßigkeit, Vorhersehbarkeit, Zuverlässigkeit, Sicherheit. Abendessen, Sandmännchen, Zähneputzen, Vorlesen, Bussi auf die Augen, Licht aus…
Diese und andere Routinen haben wir entwickelt, gelernt, gepflegt… und sie waren wohl wichtig, um an anderen Stellen mit großer Freude das Gegenteil zu machen – unerwartet, unvorhersehbar, spontan, einfach so.
Wurzeln und Flügel – beides gleichzeitig, beides gleich wichtig – nicht nur in der Erziehung.
In meinem bisherigen Leben habe ich so manches gelernt: Tägliche Routinen helfen Energie zu sparen, Disziplin zu trainieren, denn es stellt sich nicht die Frage, ob oder ob nicht. Der morgendliche Sport ist genauso routiniert, wie das Zähneputzen, das hinterfrage ich auch nicht.
Aber zu viele „jeden-Tag-Routinen“ könnten auch einengen, unflexibel oder gar starr machen. Ich möchte meinen Geist aber neugierig halten. Auch wenn ich mit zunehmendem Lebensalter viel Erfahrung habe, so möchte ich offenbleiben. Die Welt immer wieder mit frischen Augen sehen, Chancen erkennen, mich überraschen und begeistern lassen. Wenn ich jeden Tag dazu beitragen möchte, die Welt (oder vielleicht reicht ja auch, etwas bescheidener, mein Umfeld) ein klein wenig besser zu machen, dann muss ich ja immer wieder etwas anders machen.
So habe ich für mich festgelegt, dass ich auch dafür eine tägliche Routine entwickeln kann, nämlich (möglichst) jeden Tag etwas Neues lernen oder ausprobieren zu wollen.
Ich versuche, diese Haltung auch in meiner Führung und in meinem Coaching einzubringen. Bestimmte Dinge sind unumstößliche tägliche Routinen: Sei es eine herzliche Begrüßung (schlechte Laune gehört für mich zu den Themen, die absolut Privatsache sind) oder das Stand-up. Jeden Tag! Gleichzeitig versuche ich einzuladen, jeden Tag, Neues zu probieren. Den Spaß am Experimentieren, Lernen, Wachsen zu entwickeln. Angemessene kleine Schritte zu gehen, aber konsequent. Wachsen lassen, leisten wollen – das ist meine Devise in der Führung.
Und dafür muss und will ich immer wieder jeden Tag ein anstrengender und hoffentlich inspirierender Motor sein.