Bookweiten Janhinnerk
Ich liebe Kochbücher. Ich liebe es, sie durchzublättern und in andere Welten einzutauchen, Speisen anzuschauen, Zutaten und Zubereitung durchzulesen. Als phantasiebegabter Mensch gelingt es mir manchmal mir den Geschmack vorzustellen. Besonders angetan hat es mir in letzter Zeit die israelische Küche.
Nun aber habe ich ein ganz anderes Kochbuch geschenkt bekommen – eines mit Rezepten aus Seniorenheimen verschiedener deutscher Regionen. Ein phantastisches Projekt, bei dem junge Köche mit Bewohnern gekocht und die besten Rezepte in einem Buch veröffentlicht haben. Ein Satz im Vorwort verdient es hier erwähnt zu werden: „Nicht zuletzt ist dieses Buch ein Weckruf, wie wir einer Generation von Menschen in Seniorenheimen mit mehr kulinarischem Respekt begegnen können.“ Was mich beim Blättern hier tief berührt hat, das waren die zauberhaften Fotos von alten und sehr alten Menschen. Entweder glücklich konzentriert oder richtig beseelt.
Was hat mich an diesen Bildern so „getroffen“? Es ist zum einen die sofortige Erinnerung an meine Omi, die bei vielen besonderen Fähigkeiten auch die Meisterin der Suppenzubereitung war. Eine starke Frau, die ihren Mann stehen musste und auch stand. Ich sehe auch meine Mutter, die Eltern von Freundinnen – verbunden mit traurigen aber auch guten Geschichten und ganz vielen gemeinsamen Essenserinnerungen.
Und es ist natürlich auch der Blick in einen zukünftigen Spiegel. Es ist noch nicht lange her (echt, das ist wirklich noch nicht lange her :-)), da war ich überall die Jüngste. Auch wenn jung sein seine Vorteile hat – das Aussehen, die Belastbarkeit… so sehe ich auch die großen Vorteile des Älterwerdens. Meine Arbeit, die ich mache und wie ich sie mache, hat viel mit „wie ich wurde, wer ich bin“ zu tun… Das sind einerseits gute und auch blöde Erfahrungen, über die ich viel reflektiert habe und andererseits eine nicht müde werdende Neugier auf Menschen und Lernen.
Es gibt leider so viele Geschichten von Menschen, und ich fürchte, schwierige wirtschaftliche Zeiten befördern das wieder, deren Erfahrung oder auch Lebensleistung plötzlich wenig Wert scheint. Dabei nicht bitter zu werden, das ist große Herausforderung. Vielleicht hilft Humor? Ich glaube Humor hilft… (und Zitate auch): Jedes Ding hat drei Seiten: eine positive, eine negative und eine komische. So beschreibt es Karl Valentin. Ich finde, das ist Achtsamkeit.
Ich möchte eine coole Alte werden (meine jungen Menschen um mich herum werden vielleicht jetzt grinsen und denken: Ist sie doch). Nee, noch viel älter und viel cooler. Das mit dem Älterwerden, das klappt von selber, an der Coolness arbeite ich – täglich. Gutes Essen gehört für mich dazu.
Ach… wofür Kochbücher doch alles taugen…