Plötzlich... Stopp
Der Eine, die Andere wird es am Rande vielleicht mitbekommen haben: Ich hatte neulich etwas Pech und habe mir den Fuß verletzt – nichts Wildes, aber immerhin so, dass ich sozusagen eine „Vollbremsung“ machen musste. Keine Belastung, liegen, Ruhe halten, dem Körper Zeit zum Heilen lassen.
Pech gehabt…
Mein Arzt wollte mich krankschreiben, was ich „natürlich“ abgelehnt habe – schließlich hätte ich ja nichts am Kopf. Sechs Wochen nicht Autofahren… oh je! Frau Sausewind wurde komplett ausgebremst. Allein schon nicht mal zack-zack ins Auto springen und hier und dorthin zu fahren, dies oder das zu erledigen oder zu erleben. Eine Großveranstaltung, die ich mitverantwortete und nicht dabei sein konnte. 1000 kleine - oder größere Sachen, die ich wirklich vermisste und ich durfte erleben, dass Loslassen doch gar nicht so leicht ist.
Auf meinem Sofa hatte ich, neben natürlich vielen Telefonkonferenzen, denn ich hatte ja nichts am Kopf :-), auch Zeit zu reflektieren. Im nun fast Rückblick, denn höchstwahrscheinlich werde ich nächste Woche sowohl den verhassten Schuh als auch die Gehhilfen los, habe ich die Chance auf eine echte Achtsamkeitsübung bekommen: Wahrzunehmen, was es mit mir macht, wenn es nicht läuft, wie ich es will oder gewohnt bin. Zu beobachten, wie meine Emotionen zwischen Aggression und Depression schwankten – und mir ist klar, dass meine Verletzung im Prinzip ein NICHTS war – auf alle Fälle tat ich mich ungeheuer schwer anzuerkennen, das ist, was ist. Willensstärke half hier gar nichts, auch nicht die Bereitschaft die Zähne zusammen zu beißen.
Wertfrei und mit Neugier mein Innenleben beobachten, das war meine Aufgabe auf meinem Sofa. Mal ist es mir gut gelungen, mal gar nicht so… mir ist sehr hautnah klargeworden, wie wertvoll diese Fähigkeit wäre/ist und wie sinnvoll das Dranbleiben am Training ist. Denn eines ist klar: Ich habe noch sehr viel Luft nach oben beim Thema Gelassenheit. Die Meisterschaft zeigt sich in der Krise.
Aber, und das war wahrscheinlich die wertvollste Erkenntnis: Es gibt viele wunderbare Menschen um mich, die liebevoll unaufdringlich unterstützt haben: Praktikanten, die mich mit meinem Auto durch die Gegend gefahren haben, damit ich hin und wieder auch mal wieder im Büro mein Unwesen treiben durfte. Freundinnen, die sich einfach lieb kümmerten, und nicht zuletzt Lieblingsmenschen, die meine emotionale Achterbahnfahrt gelassen ertragen haben und einfach da waren. Die wissen, dass ich es nicht gut haben kann, umpusselt zu werden. Ich bin selbstständig und ziemlich stark (meistens jedenfalls). Aber ich weiß auch, wie anstrengend ich deswegen sein kann… Sorry!
Das Gute im Blöden: Für all das bin ich dankbar. Eine von ihrer Auswirkung zum Glück sehr überschaubare Herausforderung… aber ich habe wirklich gelernt!